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Als Baden-Baden im Jahr 1872 einem drohenden Verbot des Spielbetriebs entgegenblickte, besann sich die Stadt auf ihre ursprüngliche Stärke: das heilende Thermalwasser. In dieser Zeit des Umbruchs begann eine neue Ära der Bäderkultur — prachtvoll, innovativ und mit europäischem Glanz.

Den Anfang machte das Friedrichsbad, das zwischen 1869 und 1877 im historischen Bäderviertel entstand. Inspiriert von römisch-irischen Badeformen und gestaltet im Stil der italienischen Hochrenaissance, galt es bald als das schönste Badehaus Europas. Mit seiner beeindruckenden Architektur und modernster Technik lockte es Besucher aus ganz Europa an — so viele, dass es schon in den frühen 1880er Jahren an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Die Antwort darauf ließ nicht lange auf sich warten: Zwischen 1890 und 1893 wurde
unmittelbar neben dem Friedrichsbad das Kaiserin-Augustabad, direkt über den Römischen Badruinen, errichtet — ein architektonisches Meisterwerk von Josef Durm, direkt über den dampfenden Quellen, die bereits zur Zeit der Römer genutzt wurden. Die Anlage, ein reines Frauenbad, wurde mit einem unterirdischen Gang an das Friedrichsbad angebunden, das fortan den Herren vorbehalten war.

Luxus und Liebe zum Detail bestimmten das Bild: Wände aus bunten Fayencen und Majoliken, Fußböden aus kunstvollen Mosaiken und Terrazzo, Badewannen aus edlem Carrara-Marmor — ein Ort, der Körper und Geist verwöhnte. Die großzügigen Innenräume wurden von Gewölben und figürlichen Wandmalereien geprägt, Licht fiel durch reich verzierte Oberlichter auf glitzernde Wasserflächen. Das Bad kostete damals stolze 810.000 Mark — ein Ausdruck königlicher Wertschätzung für das Wohlbefinden der Gäste. Namensgeberin war keine Geringere als Kaiserin Augusta, Schwiegermutter des Großherzogs Friedrich von Baden. Sie war über Jahrzehnte hinweg eine treue Stammgästin Baden-Badens und wurde zur Symbolfigur für das Kurwesen der Stadt. Ihr zu Ehren wurde das Bad feierlich als „Augustabad“ eröffnet.

Doch die Geschichte des prachtvollen Frauenbades endete früh: Bereits in den 1930er Jahren verfiel das Bauwerk, 1963 wurde es schließlich abgerissen. Einige der wertvollen Ausstattungselemente konnten gerettet und weiterverwendet werden. Wenige Meter nordöstlich entstand in den Folgejahren ein moderner Nachfolgebau — das Kurmittelhaus, später auch als Neues Augustabad bekannt. Ein siebengeschossiger Kubus in Stahlbeton-Skelettbauweise mit Glasfassade und einem Bewegungsbad in der obersten Etage mit atemberaubenden Blick über die Dächer Baden-Badens. Eine Grünfläche am Standort des Kaiserin-Augustabades sollte das alte und neue Badezentrum — Friedrichsbad und Kurmittelhaus — miteinander verbinden. Heute erinnert eine historische Figur am Römerplatz an den einstigen Standort des Augustabades.

Trotz großer Erwartungen fand das Neue Augustabad bei der Bevölkerung nur wenig Anklang — sehr zum Bedauern der Bäder- und Kurverwaltung. In den 1970er Jahren begann man daher mit der Planung einer zeitgemäßen Therme, die mit modernen Freizeit- und Erlebnisbädern konkurrieren konnte. Nach den Entwürfen des Freiburger Architekten Hans-Dieter Hecker wurde schließlich zwischen 1983 und 1985 ein neues Thermenprojekt realisiert. Das bestehende Augustabad wurde dabei in das Bauvorhaben integriert und die oberen zwei Stockwerke zurückgebaut. Ergänzend entstand eine markante Badehalle in Rundbauweise, getragen von weißen Stahlbetonsäulen, dazu runde Außenbecken und ein offener Liegebereich — die heutige Caracalla Therme.